„Verdienst der Vielen“  


Zum 25. Jahrestag der Maueröffnung erklärt die Landesvorsitzende Birke Bull:


Der 9. November trägt viel Geschichte in Deutschland.


Vor 25 Jahren fiel an diesem Tag die Berliner Mauer. Das Grenzregime der DDR war damit beendet – allerdings nicht durch den Beschluss der SED. Dies war das Ergebnis mutiger Massenproteste im Herbst 1989, des jahrelangen Widerstandes von Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtlern und der Fluchtbewegung aus der DDR. Die Bürgerinnen und Bürger haben über dieses Sozialismuskonzept mit ihren Füssen abgestimmt. 


Viele Menschen nahmen die unvermittelte Ankündigung für ein neues Reisegesetz beim Wort, –  und das war in der DDR kein selbstverständlicher Vorgang. Wenige Stunden später drängten Tausende an die bis dato angstbesetzte innerdeutsche Grenze. Die Abschottungspolitik der DDR haben sie beendet, es war ihr Verdienst. Es bedurfte des Schutzes der Vielen – es war ihre Besonnenheit, es waren ihre Sehnsüchte und ihre Entschlossenheit. Weltanschauung wurde nun durch Welt anschauen möglich. 


Der Fall der Berliner Mauer hatte aber auch Symbolik. Denn der Herbst 1989 markiert eine wirklich demokratische Phase in der DDR. Bürgerinnen und Bürger nahmen Demokratie ernst. Sie erzwangen Entscheidungen. Nahmen die Macht in ihre eigenen Hände. Versuchten Neues. Erinnert sei an die großen und kleinen Runden Tische, mit denen im demokratischen Dialog Politik gestaltet wurde. Viele Menschen werden sich an ihre eigenen großen und kleinen Geschichten erinnern, weil sie im wahrsten Sinne des Wortes bewegt waren in einer bewegten und auch ungewissen Zeit. 


Auch für meine Partei begann damals ein demokratischer Prozess: Die PDS hat 1989 mit diesem System unwiderruflich gebrochen. Wir haben die Bürgerinnen und Bürger für Unrecht und Verfolgung um Entschuldigung gebeten und politische Verantwortung übernommen. 


Auch DIE LINKE beschloss 2011 diese Prämissen in ihrem neuen Parteiprogramm. Mein Landesverband erneuerte dies vor wenigen Wochen auf einem Parteitag in Quedlinburg. Sozialistische Politik ist nur mit Freiheit, Demokratie und Teilhabe denkbar. Freiheit und Demokratie und soziale Sicherheit – das sind für uns untrennbar zwei Seiten ein und derselben Medaille.


Ein Gewinn der friedlichen Revolution vor 25 Jahren.





Beschluss des Quedlinburger Parteitages (25. Oktober 2014)