Die Alternativen sind Unterrichtsausfall und mangelhafte Bildung

Thomas Lippmann (MdL)

Zum Volksstimme-Beitrag „Kommunen nicht vergessen“ zu Ausführungen des Landtagsabgeordneten der CDU Carsten Borchert über den Lehrermangel erklärt der bildungspolitische Sprecher der Fraktion Thomas Lippmann:

14. August 2016

Die Alternativen sind Unterrichtsausfall und mangelhafte Bildung

 

Zum Volksstimme-Beitrag „Kommunen nicht vergessen“ zu Ausführungen des Landtagsabgeordneten der CDU Carsten Borchert über den Lehrermangel erklärt der bildungspolitische Sprecher der Fraktion Thomas Lippmann:

„Schuster bleib bei deinen Leisten“ möchte man dem Abgeordneten Carsten Borchert von der CDU als ernsten Rat mit auf seinen weiteren politischen Weg geben. Denn seine Äußerungen zu den Gründen und zum Umgang mit dem Lehrermangel in unseren Schulen zeugen davon, dass er hier über keinerlei Wissen verfügt.

Der Lehrermangel, der jetzt allerorts beklagt wird, kam weder überraschend noch hat er im Kern etwas mit der Zunahme von Flüchtlingskindern in unseren Schulen zu tun. Er ist seit Jahren von der GEW und von der Fraktion Die LINKE immer wieder thematisiert und präzise vorausgesagt worden. Es war die CDU von Herrn Borchert, die seit 14 Jahren regiert und – assistiert von der Kürzungspolitik des ehemaligen SPD-Finanzministers Bullerjahn – diesen Mangel trotz der erkennbaren Entwicklungen sehenden Auges organisiert und alle Warnungen vor den absehbaren Folgen ignoriert hat. Man hätte in Koalitionskreisen längst über alles Bescheid wissen können, wenn man es hätte wissen wollen.

Jetzt liegt das Kind im Brunnen und man bekommt es dort nicht durch fromme Wünsche und gute Worte, sondern nur durch entschlossenes Handeln wieder heraus. Dazu scheint die Landesregierung inzwischen zwar grundsätzlich bereit aber leider noch immer nicht in der Lage zu sein. Denn weiterhin werden viel zu wenige Stellen zur Verfügung gestellt und selbst die wenigen können oft nicht besetzt werden, weil die Schulbehörden an ihren alten Ausschreibungsritualen festhalten und nicht flexibel genug auf die veränderte Situation reagieren.

Es ist weltfremd anzunehmen, dass mit den jeweiligen Ausschreibungen der Bedarf an Lehrkräften exakt wiedergegeben würde. Jede Ausschreibung ist immer nur eine Variante von vielen. Wenn unter den Bewerbungen dann nur Ausbildungen für andere Schulformen und andere Fachkombinationen zu bekommen sind, dann können die mit einiger Anstrengung ebenso für den Bedarf „passend“ gemacht werden. Außerdem können die meisten Lehrkräfte aufgrund ihrer Allgemeinbildung und ihrer Interessen nicht nur in ihren studierten Fächern eingesetzt werden, wenn „Not am Mann“ ist. Das wird nach unserem Schulgesetz sogar von ihnen verlangt.

Wenn nun Herr Borchert also etwas blauäugig die Forderung kritisiert, dass statt des Chemielehrers, den man eigentlich gern haben möchte zumindest der Sportlehrer genommen werden soll, den man bekommen kann, dann verkennt er schlicht die reale Situation. Denn die von ihm dabei unterstellte Alternative ist nicht, irgendwann nach drei weiteren Ausschreibungen vielleicht doch noch einen Chemielehrer zu bekommen, sondern am Ende und über Jahre hinweg gar keinen Lehrer zu haben.

Unser Land ist längst schon in der Situation, dass wir jede ausgebildete Lehrkraft brauchen, die in Sachsen-Anhalt arbeiten möchte. Wir können niemanden mehr wegschicken, weil angeblich irgendetwas im Ausbildungsprofil nicht passt. Die Schulbehörden und auch die CDU müssen das endlich begreifen. Die Folgen wären letztlich noch mehr Unterrichtsausfall und eine mangelhafte Bildung.

Magdeburg, 14. August 2016