Bildungsministerium schläft im „Land der Frühaufsteher“ – LINKE fordert Kraftakt

Thomas Lippmann (MdL)

Zu Meldungen über die erneute Ablehnung vieler Bewerber*innen für eine Referendariatsstelle in Sachsen-Anhalt erklärt der bildungspolitische Sprecher der Fraktion Thomas Lippmann:

Zu Meldungen über die erneute Ablehnung vieler Bewerber*innen für eine Referendariatsstelle in Sachsen-Anhalt erklärt der bildungspolitische Sprecher der Fraktion Thomas Lippmann:

„Angesichts des täglich wachsenden Widerspruchs zwischen den Sorgen der Schulen um die Absicherung eines ordnungsgemäßen Unterrichts und der völlig unzureichenden und dazu noch antiquierten Ausschreibungs- und Einstellungspraxis der Schulbehörden fragt man sich, was denn noch alles geschehen muss, bis man im Bildungsministerium endlich aufwacht und die Zeichen der Zeit erkennt. Im „Land der Frühaufsteher“ leisten sich die Schulbehörden einen „Dornröschenschlaf“.

Statt in einem – durchaus realisierbaren - Kraftakt unverzüglich alles zu unternehmen, um die Ausbildungskapazitäten an den Hochschulen und an den Lehrerseminaren für den Vorbereitungsdienst umgehend und umfassend zu erhöhen, läuft erst einmal alles so weiter, wie bisher. Für die Zukunft werden zwar schrittweise Kapazitätserweiterungen in Aussicht gestellt, aber alle bisherigen Informationen weisen darauf hin, dass die Schritte in Bezug auf die tatsächliche Dimension der Probleme weiterhin viel zu klein sind und viel zu spät kommen.

DIE LINKE verlangt deshalb entschieden größere Anstrengungen in der Lehrerausbildung. Der Ausbau der Kapazitäten muss schneller vorangebracht werden und deutlich größer ausfallen, als bisher geplant. Es kann nicht mehr länger akzeptiert werden, dass jungen Menschen, die in Sachsen-Anhalt Lehrer werden und anschließend hier in unseren Schulen arbeiten wollen, weiterhin der Stuhl vor die Tür gesetzt wird und sie für eine berufliche Perspektive das Land verlassen müssen, während den Schulen die Lehrkräfte ausgehen.“

Hintergrund:

Auf den derzeit 620 Stellen im Vorbereitungsdienst können unter Berücksichtigung der Ausbildungszeit von 16 Monaten etwa 450 junge Lehrkräfte pro Jahr ausgebildet werden. Dagegen wurden in diesem Jahr bereits fast 700 Lehrerstellen ausgeschrieben und dennoch konnte die Unterrichtsversorgung nicht gesichert werden. Es hätten schon in diesem Jahr mindestens 1.000 Stellen sein müssen, um eine Versorgung von 103% erreichen zu können.

Eine Erhöhung der Ausbildungskapazität in den Seminaren für Lehrämter im kommenden Jahr auf 800 ermöglicht ab dem Jahr 2019 eine Zahl von etwa 600 Absolventen. Bei weiter steigenden Schülerzahlen und zunehmenden Altersabgängen von Lehrkräften werden für diese 600 Absolventen aber mindestens 1.000 ausgeschriebene Stellen zur Auswahl stehen. Es ist schon heute absehbar, dass etwa die Hälfte dieser Stellen unbesetzt bleiben wird. Somit wird der Mangel fortgeschrieben weiterhin systematisch geplant.

Magdeburg, 18. August 2016