Sachsen-Anhalt stürzt im Vergleich der Bildungssysteme ins Bodenlose – es droht Bildungsarmut!
Nach dem letzten Bildungsmonitor 2020 des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) über die Leistungsfähigkeit der Bildungssysteme der Bundesländer, ist Sachsen-Anhalt mit dem schlechtesten Wert aller Bundesländer seit sechs Jahren und der mit Abstand größten Verschlechterung gegenüber dem letzten Bericht 2019 auf den letzten Platz abgestürzt. Noch zum Beginn der Legislatur im Jahr 2016 hatte Sachsen-Anhalt gemeinsam mit Hamburg das obere Mittelfeld hinter dem Spitzenquartett Sachsen, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg auf Platz 6 angeführt.
Dazu erklärt der Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher, Thomas Lippmann:
»Jetzt rächen sich die gravierenden Fehlentscheidungen und die Tatenlosigkeit im Bildungsministerium der letzten fünf Jahre. Der CDU und Ministerpräsident Haseloff, die wohl geglaubt haben, man könne die solide Basis unseres Schulsystems durch Minister Tullner ohne Konsequenzen ruinieren lassen, wird jetzt die bittere Rechnung präsentiert. Wenn das Urteil nicht mehr nur von Links, sondern auch von neoliberalen Instituten wie dem IW gleichermaßen schlecht ausfällt, müssen alle Alarmglocken schrillen.
Sachsen-Anhalt wird die rote Laterne so schnell nicht wieder loswerden. Die noch bestehende Stärke bei der Schulqualität (Ergebnisse der IQB-Schulleistungsstudie 2018 für die 9. Klassen in Mathematik und Naturwissenschaften) resultiert noch aus der Zeit vor dem massiven Bildungsabbau unter Minister Tullner. Und auch hier hatte sich Sachsen-Anhalt zuletzt mit am stärksten verschlechtert.«
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Eva von Angern, richtet den Blick auf die Folgen und die Perspektive für das Land:
»Als letzte Bastion im Bildungssystem des Landes bleibt nur noch die relativ hohe Betreuungsrate in den Kindertageseinrichtungen und Horten, allerdings mit großen Defiziten bei den Betreuungsrelationen. Dagegen gibt es für die schwarzen Flecken unter CDU-Führung keinen Lichtblick – nicht für die durchgreifende Verbesserung der Lehrkräftesituation, nicht bei der hohen Anzahl von Migranten ohne Schulabschlüsse, nicht bei der zügigen Herstellung der digitalen Infrastruktur und auch nicht bei den schlechten Betreuungsrelationen in den Kindertageseinrichtungen und an den Hochschulen. Hier bleibt überall Schmalhans der Küchenmeister.
Sachsen-Anhalt hat sich zum Notstandsgebiet für Bildung entwickelt. Fehlsteuerungen entstehen dabei vor allem durch zu geringe Bildungsausgaben, eine verfehlte Personalpolitik und ideologische Scheuklappen in Bezug auf die Chancen gelingender Inklusion. Die Folgen werden eine Verschärfung des Fachkräftemangels und damit wachsende ökonomische Probleme und eine weitere soziale Spaltung der Gesellschaft sein. Die letzten Monate der Corona-Beschränkungen wirkten wie ein Brennglas: von Armut betroffenen Schüler*innen wird es um ein Vielfaches mehr erschwert, unter den mangelhaften Bedingungen in den Schulen mitzuhalten. Dieser Zustand muss im besonderen politischen Fokus stehen. Ohne Ausschöpfung aller Bildungspotenziale verspielt Sachsen-Anhalt seine Zukunftschancen und damit nicht zuletzt auch die Grundlagen für eine stabile demokratische Gesellschaft.«