Pandemiebericht der Regierungskommission ignoriert die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen
Zur Vorstellung des Abschlussberichts der Regierungskommission „Pandemievorsorge“ des Landes Sachsen-Anhalt am 26.08.2025 in der Staatskanzlei stellt Nicole Anger, kinder- und jugendpolitische sowie gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Landtag, fest:
Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt tragen die langfristigen Folgen der Pandemie besonders schwer. Psychische Erkrankungen, steigende Kindeswohlgefährdungen und wachsende Inobhutnahmen sind die traurige Realität – und dennoch bleibt der vorgestellte Pandemiebericht der Regierungskommission bemerkenswert stumm zu den Themen Kitas, Jugendhilfe, Kindeswohl und psychische Gesundheit junger Menschen.
Die Kommission liefert keine Analysen zu psychischer Gesundheit, sozialen Auswirkungen, sondern konzentriert sich vor allem auf organisatorische und strukturelle Fragen. Die Folgen für junge Menschen sind jedoch unübersehbar:
- Mehr psychische Erkrankungen,
- steigende Kindeswohlgefährdungen und Inobhutnahmen,
- explodierende Kosten in den Hilfen zur Erziehung, die Ausdruck einer dramatischen Entwicklung sind – nicht bloß eine Haushaltsfrage.
Statt diese Realität klar zu benennen und verbindliche Konsequenzen zu ziehen, bleibt der Bericht vage. Er liefert keine Antworten darauf, wie Kinder und Jugendliche jetzt besser unterstützt werden müssen. Bereits bei der Einsetzung der Regierungskommission haben wir darauf hingewiesen, dass die Kommission wichtige Akteur:innen aus Kita, Pflege und Jugendhilfe nicht einbezogen hat. Es fehlt eine klare politische Konsequenz zum Schutz der Schwächsten der Gesellschaft.
Aktuelle Daten der HBSC-Studie Sachsen-Anhalt 2022 untermauern die Dringlichkeit: 11- bis 15-Jährige zeigen deutliche Verschlechterungen der psychischen Gesundheit im Vergleich zu 2018:
- Einschlafprobleme bei über 30 Prozent,
- zunehmende Einsamkeit und Angststörungen,
- steigende Fälle von Mobbing und Gewalt,
- Rückgang der Kommunikation mit Eltern, besonders bei Mädchen.
Die Studie bestätigt, dass die Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche gravierend sind. Unfassbar, dass der Pandemiebericht die dringend nötigen Maßnahmen zum Kindeswohl völlig ausklammert. Es ist ein politisches Versäumnis, dass die Schwächsten – die Kinder – im Pandemiebericht praktisch nicht vorkommen. Wer jetzt nur über steigende Kosten in Jugendhilfe klagt, verschweigt, dass diese Kosten das Ergebnis politischer Untätigkeit sind.
Wir brauchen endlich eine konsequente Politik für Kinder und Jugendliche, die aus den Fehlern der Pandemie lernt, präventive Maßnahmen zur psychischen Gesundheit und zum Schutz des Kindeswohls umsetzt und die Erfahrungen der HBSC-Studie ernst nimmt. Alles andere bedeutet, dass wir sehenden Auges wieder dieselben Fehler machen – auf dem Rücken der Kinder.
