Bücker muss bleiben!


Der Generalintendant am Anhaltischen Theater in Dessau hat dem Land etwas vorgelebt, was nicht hoch genug zu schätzen ist: Mut, Zuversicht, Kampfeslust und Weitsicht. Die Protestwelle 2013, die den Widerstand gegen die Theater- und Hochschulkürzungen miteinander verflechten konnte, ist maßgeblich von ihm und den Intendanten und Theatern in Halle und Eisleben getragen worden. André Bücker hat sich dabei aller Kräfte bedient, die ein kreativer, humorvoller und zugleich kritischer Geist mobilisieren kann.


Dass die Proteste breit und anhaltend waren, hat die Politik im Land überrascht. Seit den Wendeprotesten und Hartz-IV-Demos hat es keine politische Artikulation von solcher Tragweite mehr im Land gegeben. Sachsen-Anhalt ist aus den vergangenen 25 Jahren eher dafür bekannt, bei fast jedem bundesweiten Ländervergleich um die letzten Plätze zu rangeln. Egal welche Statistik: Übergewicht, Fernsehnutzung, Herzinfarkte, Arbeitslosigkeit und Durchschnittslohn – Glanz sieht anders aus. Niemand kann zaubern, was die Rahmenbedingungen des Bundeslandes betrifft. Eine Anerkenntnis dessen, was man deshalb umso mehr wertschätzen, fördern und aushalten sollte, die kann man allerdings erwarten. Erst recht von Entscheidungs- und politischen Amtsträgern.


André Bücker hat gemeinsam mit vielen anderen hartnäckig für den Erhalt des Dessauers Mehrspartenhauses gekämpft. Dies alles hat er in eine Erzählung verwoben, was das Leben an sich und insbesondere in Sachsen-Anhalt lebenswert macht. Er hat dies klug, angstfrei und meinungsstark getan. Diese Haltung hat er bereits als Intendant des Nordharzer Städtebundtheaters gezeigt. Im Juni 2007 überfielen Neonazis brutal Theaterleute und Tänzer in Halberstadt. Bücker hat damals mit seinen Mitteln Öffentlichkeit hergestellt um zu zeigen, was diese Gewalttaten sind: Ein Angriff auf die Individualität, das Bunte, das Freie – auf uns alle.


Das zusammen soll also ausreichen, wie bereits die Causa Philipp Oswalt befürchten ließ, um für die Landesregierung „schwer vermittelbar“ zu sein. Dass die Neuausschreibung der Intendantenstelle durch den neuen Oberbürgermeister Peter Kuras dessen erste entscheidende Amtshandlung ist, macht bitter. Der politischer Neuanfang in Dessau-Roßlau, den viele wollten und getragen haben, hat mit dem Affront gegenüber André Bücker seine erste Hypothek. Jetzt müssen Signale kommen, die Bücker zu einer Neubewerbung in Dessau bewegen.

Wir müssen ihn behalten!


Dem Konzeptentwickler die Umsetzung nicht verwehren – Zur Presseerklärung der Linksfraktion: http://bit.ly/WF1cvG