1. Mai 2013 – DIE LINKE ist vor Ort

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ARBEIT IST DAS HALBE LEBEN.


Und was ist meine Arbeit wert? Das fragen sich vor allem ostdeutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Nirgendwo sonst wird so wenig verdient wie in Mecklenburg-Vorpommern oder in Sachsen-Anhalt. Die Politik hat daran ihren Anteil – seit über zehn Jahren propagieren die Bundesregierungen von rot-grün bis schwarz-gelb: „sozial ist, was Arbeit schafft“, egal, ob dies Niedriglohn, Teilzeit, Scheinselbstständigkeit oder Bezahlung unter Tarif bedeutet.


Wir aber sagen, sozial ist, was GUTE Arbeit schafft:

  • Arbeit, von der man selbstbestimmt leben kann, ohne auf's Amt zu müssen,
  • eine Rente, die Leben und Altern in Würde zulässt,
  • eine solidarische gemeinschaftliche Absicherung für Krankheit und Lebensrisiken statt privater Abzocke. 

Arbeit ist das halbe Leben, heißt es. Sollte es dann nicht auch gute Arbeit sein?


Arbeit, die viel fordert, aber nicht viel bringt


Wir verdienen schlecht. In Sachsen-Anhalt ist Arbeit im Schnitt so wenig wert wie fast in keinem anderen Bundesland. Für einen Niedriglohn arbeiten hier über 40(!) Prozent aller Vollbeschäftigten. Die großen Strukturveränderungen in Ostdeutschland seit 1989 wirken bis heute fort. Gleichzeitig wird heute anders und mit weniger Menschen eine höhere Produktivität erwirtschaftet. Die Politik hat damals diese Strukturveränderungen begleitet: Weltweit wurde seit den 1980er Jahren eine Liberalisierung der Märkte betrieben – im Interesse von Kapitaleignern und Unternehmern. 


Vor zehn Jahren hat die damalige rot-grüne Regierung genau diesen Kurs auch in Deutschland durchgesetzt. Je freier der Unternehmer, – beim Entlohnen, beim Kündigen, bei den Steuern – umso besser für die Wirtschaft. Und der Staat müsse sich noch weiter zurückziehen: Für Rente und Gesundheit solle der Einzelne stärker selbst vorsorgen. Der Markt wird es richten – so die fatale Fehleinschätzung. Die SPD hat damals auf das Kapital gesetzt – und sie tut dies mit ihrem Wahlkampfpersonal bis heute. 


Aus dem ehemaligen Zuverdienst-Modell für Hausfrauen und Studenten wurde das Instrument gegen die steigende Arbeitslosigkeit gezaubert: Mini- und Midijobs wurden ausgeweitet, die Zerstückelung von Arbeit damit staatlich gefördert. Gesetzliche Schranken für die Leiharbeit fielen. Der Kündigungsschutz wurde aufgeweicht. Was die Brücke in den ersten Arbeitsmarkt schlagen sollte, hat sich als Vernichter von Vollzeitarbeit herausgestellt. Die Leiharbeit hat sich in den letzten zehn Jahren auf fast 900 Tausend Menschen verdreifacht. In Teilzeitjobs, die kaum zum eigenständigen Leben reichen, sind besonders oft Frauen beschäftigt. Und, auf Lohnarmut wird zwangsläufig Altersarmut folgen.


Was hat Hartz IV mit meinem Verdienst zu tun? 

Auch der freie Arbeitsmarkt funktioniert nach Angebot und Nachfrage. Die Agenda 2010, unter Bundeskanzler Gerhard Schröder begonnen und unter Kanzlerin Merkel weitergeführt, hat die „Preise“ weiter kaputtgemacht. Wer seitdem erwerbslos wird und in Hartz IV fällt, muss fast jedes Jobangebot annehmen.  


Dieser politische Eingriff hat verheerende Folgen. Wenn Erwerbslose gezwungen sind, jeden Lohn zu akzeptieren, können Arbeitgeber ihre Unternehmensmodelle auch auf Dumpinglöhnen gründen. Der Staat zahlt doch, wenn es nicht zum Leben reicht. 67.000 Menschen in Sachsen-Anhalt sind so genannte Aufstocker – ein mieser Lohn wird nach dem Gang zum Amt zum schlechten Lohn. Bundesweit sind davon mittlerweile über eine halbe Million Menschen betroffen. Hartz IV hat sich zum Subventionsprogramm für Unternehmer entwickelt. 


Und der Druck wirkt auch auf diejenigen, die in Arbeit sind. Der Niedriglohnsektor, die Aufweichung des Kündigungsschutzes und die Zumutbarkeitsregeln der Arbeitsagentur gehören zusammen. Eine Lohnspirale nach unten hat eingesetzt. Die etablierte Politik hat Arbeit billig gemacht – am Schluss hat sie Menschen entwertet.


Die Landesregierung in Sachsen-Anhalt setzt auf diese Niedriglohnpolitik. Erfolgreich ist sie nicht, wir hängen hinterher, bei der Produktivität, bei den Löhnen und der Anzahl der Erwerbstätigen. Um Abwanderung zu stoppen und Unternehmen hier anzusiedeln, braucht es hingegen attraktive, familienfreundliche Arbeitsplätze und motivierte Fachkräfte. 


Schere zwischen arm und reich


Armut ist sichtbarer geworden – im Stadtteil, in der Straßenbahn, im Discounter. Je weniger Geld im Portemonnaie, umso weniger kann ich ausgeben. Wenn ich mein Geld für Miete, Essen und Fahrtkosten aufbrauchen muss, kann ich weniger in ein Café gehen oder gar in den Urlaub fahren oder ein Konzert besuchen. Die Zeiten seien eben härter geworden – hört man. Nicht für alle. Zum Reformpaket Agenda 2010 gehörten auch Steuergeschenke an Reiche und Unternehmer. Die Einkommensteuer wurde gesenkt – ein wenig für diejenigen mit kleinem Einkommen; dafür gab es ein großes Stück vom Kuchen für Spitzenverdienende. Im letzten Jahrzehnt sind die Gewinne der Unternehmer gestiegen, die Reallöhne dagegen stagnieren. 


Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanzkrise(n) ist diese Umverteilung nicht mehr zu leugnen. Die anderen Parteien haben mittlerweile unsere Forderungen nach einem gesetzlichen Mindestlohn aufgegriffen. Alle diejenigen, die einen entgrenzten Arbeitsmarkt politisch zu verantworten haben, wollen jetzt schon immer für seine Regulierung gewesen sein. 


Skepsis ist angebracht, DIE LINKE bleibt dran. Wir benennen den Zusammenhang aus Entwertung der Arbeit und dem durch Hartz IV, die Renten- und die Gesundheitsreform durchlöcherten sozialen Netz. Sozialer Zusammenhalt braucht die Beteiligung aller. Das heißt eine Arbeitsmarktpolitik in Einklang mit einer Steuer- und Sozialpolitik, die alle Bürgerinnen und Bürger für den Sozialstaat in die Verantwortung nimmt. Diesmal in Richtung Arbeit und Würde, nicht in Richtung Kapital.


Gute Arbeit und ein gerechtes Land!

 DIE LINKE fordert:

  • Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes von 10 Euro
  • Gute Arbeit und starke gewerkschaftliche Mitbestimmung
  • Umverteilung von oben nach unten durch eine gerechte Steuerpolitik
  • Zurückdrängen von Niedriglohnpolitik und prekärer Beschäftigung
  • Ablösung von Hartz IV durch eine armutsfeste sanktionsfreie Mindestsicherung
  • Stärkung der Arbeitslosenversicherung
  • Überwindung der Zweiklassenmedizin
  • Wiederherstellung einer Lebensstandard sichernden gesetzlichen Rente


Mehr zum Bundestagswahlprogramm (Entwurf vom 19. April 2013)

Material


CLARA. Ausgabe 28.2013
Magazin der Fraktion DIE LINKE. im Deutschen Bundestag
UMSTEUERN im PDF-Viewer
oder als Artikel-Übersicht 



Sabine Dirlich und Wulf Gallert: 
Lage in Sachsen-Anhalt - Stopp für Agendapolitik
Fraktion DIE LINKE. im Landtag von Sachsen-Anhalt, 13. März 2013,
Pressematerial


Professor Dr. Christoph Butterwegge: 
Gerhard Schröders Agenda 2010 – 10 Jahre unsoziale Politik
Expertise für die Fraktionsvorsitzendenkonferenz der Partei DIE LINKE, 13. März 2013
(PDF)



DGB
Deutschland braucht den Mindestlohn!
Hintergründe und Fragen