Zum Gedenktag an die Novemberpogrome vor 85 Jahren

Janina Böttger, Hendrik Lange, Eva von Angern

Zum Gedenktag an die Novemberpogrome vor 85 Jahren erklären die Landesvorsitzenden Janina Böttger und Hendrik Lange und die Fraktionsvorsitzende Eva von Angern der LINKEN in Sachsen-Anhalt:

Bei den Novemberpogromen 1938 ermordeten die Nationalsozialisten in Deutschland und Österreich hunderte Jüdinnen und Juden. Ihre Wohnungen und ihr Besitz wurden zerstört, Synagogen und Bethäuser niedergebrannt. 30.000 Männer wurden von der SS und Gestapo in die Konzentrationslager Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen verschleppt. Die später Entlassenen mussten sich verpflichten, Deutschland schnellstmöglich zu verlassen und ihren Besitz dem Staat zu überlassen. 

Die Novemberpogrome waren eine von den Nazis organisierte Gewaltexplosion. Die nicht zufällig, sondern bewusst am zehnten Jahrestag des Hitlerputsches koordiniert wurde. Die Botschaft dieses 9. November war brutal: Es gibt keinen sicheren Ort mehr für Juden im Deutschen Reich. 

Wir gedenken heute der Opfer nationalsozialistischer Verfolgung. Wir erinnern an sechs Millionen ermordete Kinder, Frauen und Männer. Wir erinnern an die Bedeutung Israels als sicheren Ort für Jüdinnen und Juden.

Unsere Gedanken sind bei den Menschen, die vor 85 Jahren entrechtet worden, und sie sind ebenso bei den Opfern des Terrorangriffs der Hamas vor wenigen Wochen in Israel. Wir hoffen auf die Rettung der verschleppten Geiseln. Wir hoffen auf das Ende der Kampfhandlungen, das Sterben in Israel und Gaza muss enden. 

Wir sehen dieser Tage, der Antisemitismus hat nichts verloren von seiner Niedertracht und seiner Kraft. Er schert sich nicht um Wahrheit, er schert sich nicht um das, was war. Er verwebt ungeniert alte und neue Lügen. Das vermeintlich Jüdische bleibt brauchbares Feindbild derjenigen, die Sündenböcke suchen und Schuldige brauchen. 

Die Zahl antisemitischer Übergriffe ist bereits vor Ausbrechen des Krieges rasant gestiegen, wie wir der aktuellen Auswertung der Linksfraktion entnehmen können. Die Bedrohung ist seit dem 7. Oktober noch einmal deutlich gewachsen. Wir sind alarmiert, wie sehr der Krieg weltweit polarisiert, auch hier in Deutschland. 

85 Jahre nach den Novemberpogromen müssen Menschen wieder Angst haben, als Juden erkannt zu werden. Wir werden zusammenstehen mit allen denjenigen, die bedrängt werden in diesen Tagen. Die um ihre Freunde und Angehörige bangen. 

Wir stehen zusammen, mit all denen, die Verständigung suchen, die keinen Unterschied machen wollen zwischen Menschen. Mit all denen, die verhindern wollen, dass Hass gedeiht. Wir wollen die Welt als einen sicheren Ort.