Statistik der Agenur für Arbeit ist nur die halbe Wahrheit

Klaus Czernitzki

Seit 2005 verbinden die Statistiker mit diesen Meldungen Jubelschreie, dass die Arbeitslosenzahlen wieder, mal mehr - mal weniger, gesunken sind. Aber vieles wird verschwiegen.

Regelmäßig einmal im Monat bekommen wir die aktuellsten Zahlen der Agentur für Arbeit zu Gesicht. Seit 2005, als die Arbeitslosenzahlen bei weit über 4,5 Millionen lagen, verbinden die Statistiker mit diesen Meldungen Jubelschreie, dass die Arbeitslosenzahlen wieder, mal mehr - mal weniger, gesunken sind.

Aber vieles wird verschwiegen.

Stellt man jetzt im Sommer fest, dass es mehr arbeitslose Jugendliche gibt, so soll die Lage auf dem Ausbildungsmarkt schuld sein. Doch darüber hinaus gibt es viele Jugendliche, die zwar keine Arbeit haben, aber nicht als Arbeitslose zählen!

So gibt es viele im Alter unter 25 Jahren, die sich noch keinen, oder nur einen kurzen, Anspruch auf ALG 1 erarbeiten konnten.

Wenn diese nun aus nachvollziehbaren Gründen unverheiratet sind und auch noch kein Kind haben, wohnen sie in der Regel bei den Eltern. Da sie bei Auszug aus dem Elternhaus mit einem eigenen Haushalt Anspruch auf Hartz IV Leistungen hätten, dürfen sie laut Gesetz nicht ausziehen. Sie sind gezwungen bei den Eltern zu bleiben.

Doch damit nicht genug. Wenn die Eltern einen Euro mehr verdienen als Hartz IV ihnen zubilligt, so ist der Sohn bzw. die Tochter auch nicht in der Hartz IV Statistik. Er bzw. sie werden nirgends geführt, brauchen sich auch bei keiner Agentur zu melden, denn Vermittlungsgutscheine, die man eventuell für eigene Bemühungen bei privaten Vermittlern braucht, bekommen sie auch nicht.

Auf diese Weise erfahren viel zu viele junge Heranwachsende schon früh, was es heißt, ausgeschlossen zu sein.

Auf diese Weise schafft es andererseits die Agentur für Arbeit, ihre Statistik auch für die Jugend schön zu rechnen.

Ich schätze, dass die Jugendarbeitslosigkeit in Wirklichkeit doppelt so hoch ist.

Eine Zahl dafür gibt es nicht, denn die Betroffenen werden in keiner Statistik geführt!

Erst, wenn die Arbeitslosenstatistik Aussagen trifft über alle Arbeitslosen, auch ohne Ansprüche bei der Agentur, dazu all diejenigen mitzählt, die in einem Ein – Euro – Job tätig sind, ohne die Chance, damit den eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren, kommen wir den tatsächlichen Arbeitslosenzahlen ein Stückchen näher. Ich muss wohl kein Prophet sein feststellen zu können, dass sich die Zahlen dann von denen im Jahr 2005 kaum unterscheiden würden.

Klaus Czernitzki
Kreisvorsitzender DIE LINKE.Börde