Start ins neue Schuljahr - Personalversorgung der Schulen ist das A und O

Zur heutigen Presseerklärung des Kultusministers aus Anlass des Beginns des neuen Schuljahres erklärt Birke Bull, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion:

„Der Minister geht guten Mutes an den Start des neuen Schuljahres. Alles in Allem sei die Vorbereitung prima. Noch nie wurden seit 1990 so viele neue Lehrerinnen und Lehrer eingestellt wie jetzt. Das mag sein, dennoch fehlen für „Erfolgsmeldungen“ noch wichtige Grundlagen, klaffen erhebliche Lücken. 

Selbst wenn alle ausgeschriebenen Stellen tatsächlich noch besetzt werden können, wird die Personaldecke im Verhältnis zu 2013 / 2014 auch mit diesen Einstellungszahlen nicht mehr erreicht. Das muss man klar im Blick haben und darf sich nicht an Zahlen ohne Bezug berauschen. Die Statistiken sind hinlänglich bekannt – es gehen jetzt schon starke Jahrgänge der Lehrerschaft in den Ruhestand, und die Schülerzahl steigt insgesamt, wenn auch langsam und nicht an jeder Schule.

Wenn also nach wie vor am Lehrerpersonal, wie bei den weiteren pädagogischen Fachkräften an den Schulen der Rotstift angesetzt und den Zielen des Personalentwicklungskonzepts hinterhergehechelt wird, sind auch im kommenden Schuljahr Unterrichtsausfall und nicht fachgerecht erteilter Unterricht, Einschränkung von Betreuungs- und Förderangeboten an der Tagesordnung.

Die Zahlen zur Unterrichtsversorgung, die der Minister heute bekannt gegeben hat, sind beunruhigend. In den Grundschulen, Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen bei um die 102 % liegend und bei Gymnasien, Gesamtschulen und Förderschulen nicht mal 101 % erreichend, bedeuten die Zahlen allein schon wegen eines durchschnittlichen Krankenstandes von über 3 % Unterrichtsausfall in Größenordnungen.

Wir wollen diesen Zustand beenden und für die nächsten Jahre eine Personalausstattung von 14.300 Vollzeitstellen für Lehrerinnen und Lehrer sichern sowie die dazu erforderlichen Einstellungen rechtzeitig vorbereiten. Die Abbauziele des Personalentwicklungskonzepts müssen endlich vollständig vom Tisch, kurzfristige Aktionen und teilweises Nachsteuern sichern keinen stabilen Unterricht, keine Planungssicherheit für eine gedeihliche pädagogische Arbeit an den Schulen.

Die Stabilisierung und schrittweise Verbesserung der Personalsituation an den Schulen ist das A und O. Davon hängt vieles, manchmal alles ab. Deshalb muss auch bei der Ausbildung von Lehrkräften mehr getan werden. Die Auslastung der Plätze an den Staatlichen Seminaren für Lehrämter und ihre bedarfsgerechte Erweiterung müssen endlich in den Focus der Regierungspolitik.

Wir erwarten, dass die erforderlichen Sprachklassen für die Flüchtlingskinder gebildet und rasch mit zusätzlichem Personal abgesichert werden. Es geht nicht nur um Sprachklassen, an den Schulen ist weiter an der Entwicklung einer Willkommenskultur zu arbeiten. Die zahlreichen guten Beispiele und Erfahrungen müssen noch besser als bisher Grundlage des Erfahrungsaustauschs und der gezielten Qualifizierung werden. Gerade in diesem Segment sollten die Hürden für Lehrkräfte mit ausländischen Berufsabschlüssen als Lehrerin oder Lehrer gesenkt und ihnen der Weg in den Schuldienst in Sachsen-Anhalt erleichtert werden.

Wir unterstützen den Ausbau des Programms „Schulerfolg sichern!“. Es muss das Notwendige getan werden, dass alle erfolgversprechenden Schulsozialarbeitsprojekte, auch jene, die bisher mit Mitteln des Bildungs- und Teilhabepaketes und aus weiteren kommunalen Ressourcen finanziert wurden, eine Perspektive haben können. Augenmerk werden wir darauf richten, dass entsprechend der neuen Förderrichtlinie des Landes für das Programm „Schulerfolg sichern!“ alle Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter angemessen vergütet und nicht in problematische Arbeitsverhältnisse gedrängt werden.

Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, alle an der Arbeit der Schulen Beteiligte werden auch im kommenden Schuljahr in uns eine Verbündete haben, wenn es um gute Bildung und erfolgreiches Lernen geht.“

Magdeburg, 24. August 2015