Start ins neue Schuljahr mit vielen Problemen behaftet

Zum Start in das Schuljahr 2010/2011 erklärt die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Jutta Fiedler:

Zum Start in das Schuljahr 2010/2011 erklärt die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Jutta Fiedler:

„Seit Jahren verkündet das Kultusministerium zum jeweiligen Schuljahresanfang den Aufbruch zur neuen Qualität im Schulwesen. Das ist auch bei der neuen Kultusministerin nicht anders. Sicher, sie nennt in ihrer Mitteilung zum neuen Schuljahr vom 4. August 2010 einige richtige Schwerpunkte. Ziel der Bildungspolitik sei, dass jeder junge Mensch seinen individuellen, für ihn bestmöglichen Bildungsweg gehen könne, doch gerade angesichts dieses Anspruchs bleiben viele Probleme ausgeblendet:

  • Woher kommt der dringend benötigte Lehrernachwuchs für alle Schulformen? Das Lehramtsstudium gilt nicht als sonderlich attraktiv, die Einstellungsstrategie des Landes ist kontraproduktiv. 76 ausgeschriebene Stellen sind viel zuwenig, einige hundert Stellen müssten es sein, um für die nächsten Jahre vorzusorgen.
  • Wie wird die mehrgleisig geplante sonderpädagogische Förderung realisiert, damit keine Qualitätseinbuße entsteht? Die ausgebildeten Sonderschullehrkräfte werden mehr und mehr für den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern an Grundschulen eingesetzt, was zu begrüßen ist. Aber damit wird die Fachlehrersituation an den Förderschulen sehr angespannt.  
  • Wie wird grundlegende Lesekompetenz im Unterricht aller Fächer aller Schulformen trainiert? Das Land legt durchaus erfolgreiche Projekte dazu auf, aber wie immer nicht nachhaltig. Der Bildungsausschuss des Landtages erklärte unlängst einen Antrag der Fraktion DIE LINKE zur Lesekompetenz für erledigt. Die neue Bildungsstandard-Studie belegt das Gegenteil. Auch die im Juli 2010 veröffentlichten neuen Auswertungen der IGLU-Studie von 2006 zeigen den Zusammenhang zwischen fehlender Lesekompetenz, mangelnder Lernkompetenz, Bildungsabbrüchen und Gewaltbereitschaft.
  • Wie soll mit den im Juni 2010 verabschiedeten Empfehlungen des Bildungskonvents umgegangen werden? Die der Gymnasiallobby zuliebe verteufelten Aussagen zur Schulstruktur werden von den Gegnern längeren gemeinsamen Lernens falsch und aus dem Zusammenhang gerissen interpretiert.
  • Wie soll das umfangreiche Manko der Vergangenheit aufgearbeitet werden? Immer noch gibt es u.a. zu großen Unterrichtsausfall, keine Perspektive für Pädagogische MitarbeiterInnen, zögerliche Besetzung von Schulleiterstellen.

Angesichts dieser Situation fordert DIE LINKE:

  • Die Schule im Land braucht nicht nur Ruhe zum Arbeiten, sondern auch kluge Entscheidungen vor dem Hintergrund der Empfehlungen des Bildungskonvents. Der Begriff „Schulstruktur“ muss vom bisherigen Tabu befreit werden, um eine sachliche Debatte auszulösen, die Chancengerechtigkeit zum Ziel hat.
  • Die Lehramtsstudierenden bedürfen einer größeren Aufmerksamkeit und die Staatlichen Seminare für Lehrerausbildung größere Zuwendung. Die Lehramtsanwärter und Referendare brauchen mehr Anreize und einen angemessenen Einstellungskorridor, damit sie im Land bleiben.
  • Die Lehrkräfte im Land brauchen mehr Anerkennung. Der anhaltende Verschiebebahnhof zwischen den Schulformen bringt mehr Frust, als sie jegliche Schulreform auslösen würde. Die Pädagogischen MitarbeiterInnen brauchen endlich eine klare Perspektive.
  • Die Schülerinnen und Schüler im Land brauchen mehr wirklich erfolgreiches individuelles Fördern und Fordern.

Für DIE LINKE sind dies Wege, um den Aufbruch zur neuen Qualität im Schulwesen tatsächlich in Gang zu setzen.“