Realität an den Schulen zur Kenntnis nehmen – Handeln statt Proklamieren

Zum Start in das Schuljahr 2009/2010 erklärt die bildungspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Jutta Fiedler:

 

Zum Start in das Schuljahr 2009/2010 erklärt die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Jutta Fiedler:

„Wieder einmal wird alles besser, das fällt an den Erklärungen des Kulturministers zum Schuljahresanfang seit Jahren auf. Diesmal geht es um bestmögliche individuelle Förderung für alle Kinder und Jugendlichen, um die Erhöhung der Eigenverantwortung für alle Schulen, um die kompetenzorientierte Umgestaltung des Lehrplan, um weitere Reformierung die Grundschule usw.
 
Natürlich sind das Pläne, die uns ruhig schlafen lassen könnten, sähe die Realität nicht anders aus:

Trotz der seit 1991 halbierten Zahl von Schülerinnen und trotz der Rufe nach gutem Unterricht fehlen zunehmend LehrerInnen. Unterrichtsstunden fallen aus oder werden nicht fachgerecht vertreten, Lernprobleme werden - administrativ gewollt - durch Sitzenbleiben oder durch Abschieben zur Förderschule „gelöst“. LehrerInnen erhalten keine wirkliche Anerkennung, den Pädagogischen MitarbeiterInnen wird keine echte Perspektive gegeben.
Trotz der seit 1991 halbierten Zahl von Schulen und trotz der Rufe nach mehr Eigenverantwortung von Schulen fehlen zunehmend SchulleiterInnen. Bereits berufene SchulleiterInnen werden genötigt, ohne Vergütung parallel zur Leitung der eigenen Schule die Leitung einer weiteren zu übernehmen. Stellvertretende SchulleiterInnen amtieren in der Funktion des Schulleiters Jahr für Jahr ohne Zulage, ohne Arbeitsstundenausgleich.
Trotz der seit 1991 ständig steigenden Zahl der Schulversager und trotz der Rufe nach Halbierung dieser beängstigenden Quote wird der Lehrplan nicht entscheidend auf den Punkt gebracht Das Umdenken auf Kompetenzorientierung wird zögerlich erfolgen, weil  wirkungsvolle Fortbildungen für LehrerInnen aus Finanzgründen gestrichen werden, was auch die richtig gedachte Reform in den Grundschulen gefährdet. Die lernmotivierende Wirkung der Verbindung zwischen Schule und Wirtschaft bleibt für Schüler punktuell begrenzt – die Liste ließe sich fortsetzen.

Angesichts dieser beunruhigenden Situation bekräftigt DIE LINKE ihre bildungspolitischen Positionen und Forderungen:

Die LehramtsstudentInnen im Land brauchen an den Universitäten mehr Aufmerksamkeit, damit sie sich zielgerichteter auf ihren künftigen Beruf vorbereiten können. Die Staatlichen Seminare für Lehrerausbildung im Land brauchen größere Zuwendung, damit sie mehr AbsolventInnen des Lehramtsstudiums ausbilden können. Die Lehramtsanwärter und Referendare brauchen mehr Anreize und einen angemessenen Einstellungskorridor, damit sie im Land bleiben.
Die Lehrkräfte im Land brauchen mehr Anerkennung. Das müssen gar nicht vordergründig materielle Anreize sein, das kann durchaus im ethisch-menschlichen Bereich liegen. Der zunehmende Lehrkräftemangel wird in den nächsten Jahren erzwingen, was Einsicht bisher unterließ.
Die SchulleiterInnen im Land brauchen mehr Wertschätzung. Wenn Schulen aus der Ferne geleitet werden können und SchulleiterInnen nur gebraucht werden, um notwendige Unterschriften zu leisten und Gesamtkonferenzen durch ihre Anwesenheit zu legitimieren, entsteht für sie nicht das Gefühl, für Schulentwicklung wichtig zu sein.
Die SchülerInnen im Land brauchen mehr wirklich erfolgreiches individuelles Fördern und Fordern. Überall da, wo Lernprobleme sichtbar werden, muss rechtzeitig eingegriffen werden, indem analysiert wird, welche Ursachen es sind, die bis hin zum Schulversagen führen, und indem die richtigen Schlussfolgerungen gezogen werden.
Die Schule im Land braucht nicht nur Ruhe zum Arbeiten, sondern auch kluge Entscheidungen vor dem Hintergrund der Erkenntnisse der letzten Jahre. Der Begriff „Schulstruktur“ muss vom bisherigen Tabu befreit werden und dadurch eine sachliche Debatte auslösen, die Chancengerechtigkeit durch längeres gemeinsames Lernen zum Ziel hat.

Die Bedeutung hoher Bildung wird allseits immer wieder beschworen - DIE LINKE fordert Landesregierung wie Koalition auf, endlich zu handeln, anstatt immer nur zu proklamieren."