Pressemitteilung der Linksjugend ['solid] Sachsen-Anhalt zum Auftritt der Rechtsextremen Band "Death in June" aus Großbritanien in Eisleben

PRESSEMITTEILUNG

Rechte Band tritt in SS-Uniformen auf und beruft sich dabei auf künstlerische Freiheit

Die rechte Neofolk-Band „Death in June“ will im Rqhmen ihrer Europatournee ihr einziges Deutschlandkonzert am 22.10.2011 im Wiesenhaus Eisleben geben. Ihre Ästhetik ist geprägt von Anleihen aus dem dritten Reich und die Bandmitglieder fallen immer wieder durch Unterstützung und Kontakte zur extremen Rechten auf. Es werden bis zu 800 Konzertbesucher erwartet.

Fast in jeder Musikrichtung gibt es mittlerweile Bands, deren Mitglieder bekennende Neonazis sind oder die bewusst oder unbewusst Versatzstücke rechter Ideologien transportieren. So auch in der „schwarzen Szene“, im Dark-Wave und Neofolk. Rechte Bands aus dieser Subkultur, wie „Death in June“, „Blood Axis“ oder „Blutharsch“ verstehen sich jedoch nicht, wie gewaltbereite Neonazis als Schlägertrupps der Volksmassen, sondern versuchen sich bewusst als elitäre Avantgarde von der
Masse abzuheben. Die Bezüge zu rechtem Gedankengut sind entsprechend stärker am
„Nationalbolschewismus“ und an der SA, an Gregor Strasser und Ernst Röhm, sowie an Vordenkern des italienischen Faschismus wie Julius Evola orientiert, als an Adolf Hitler oder Rudolf Hess. Beliebt ist es bei Bands und Publikum mit rechter Symbolik und Uniformen von SS, SA oder Wehrmacht zu provozieren und dies als Kunst auszulegen, die mit Politik nichts zu tun habe. Für die Öffentlichkeit distanziert man sich vom Nationalsozialismus, den Kritikern hält man vor sie würden den künstlerischen Gehalt nicht verstehen, doch in Szenepublikationen wird Klartext gesprochen.

Die stellv. Landessprecherin der Linksjugend ['solid] Sachsen-Anhalt – Anne Geschonneck - erklärt dazu: „Wer mit nazistischer Ästhetik spielt, verhöhnt die Millionen Opfer des NS-Regimes. Rechtes Gedankengut bleibt menschenverachtend und antidemokratisch, egal in welchem Gewand es daherkommt.“

Die in Eisleben spielende Band „Death in June“ besitzt einen mehr als fragwürdigen politischen Hintergrund. Sie wurde 1981 in Großbritannien gegründet. Der Bandname spielt auf die Ermordung des SA-Führers Ernst Röhm im Juni 1934 an. Doch nicht nur der Name, sondern auch Auftreten und Symbolik der Band verweisen auf ihren rechten Hintergrund: Das offizielle Emblem ist ein abgewandelter SS-Totenkopf und bei ihren Auftritten tragen die Bandmitglieder SS-Uniformen.
Zusätzlich zu den ästhetische Anbiederungen verbreitet die Band auch anderweitig Versatzstücke rechter Ideologien und macht sich so zum Anziehungspunkt für die extreme Rechte. So wird u.a. im Lied „Rose clouds of Holocaust“ die Shoa geleugnet, wie der Refrain zeigt:„Rose clouds of holocaust/ Rose clouds of lies/ Rose clouds of bitter/ Bitter, bitter lies.“


Das Cover der Platte „Sun Dogs“ stellt eine Rose dar, aus der ein Hakenkreuz rankt.
1992 besuchte Douglas Pearce, bis heute Frontmann der Band, die neonazistische HOS Miliz im Jugoslawischen Bürgerkrieg. Die HOS-Miliz sah sich in der Tradition der Ustascha, die im zweiten Weltkrieg mit den Deutschen kollaborierte und für die Ermordung von zehntausenden Juden, Sinti und Roma verantwortlich war. In einem Interview mit dem Magazin Sigill beschreibt er die Faszination für das arische Aussehen der Frauen und seine Begeisterung für deren Opferkult im Krieg:
„Als ich mich dann in dieses Hauptquartier begab, stellte ich fest, daß diese Leute auf äußerst surrealistisch elegante Weise charmant waren. All diese Männer umgab eine äußerst disziplinierte Atmosphäre, die Frauen waren alle blond und in Leder gekleidet, Freiwillige standen Schlange und das Weinen der Frauen, die auf Nachrichten von ihren vermißten Männern von der Front warteten erfüllte die Räume.“ (1)

Angesprochen auf die schwarze Sonne, die in einem Album der Band Verwendung findet und in der extremen Rechten ein beliebtes Symbol ist, erklärt Pearce, welche Bedeutung dieses Symbol für ihn hat:
„Sie steht als Zeichen für unseren kollektiven Faustischen Pakt. Es ist die Flagge der arischen Nation, die winselt. Es ist Gott.“(2)


(1) Sigill Magazin 1999:
http://www.deathinjune.org/modules/mediawiki/index.php/Interview:1999-sigill_magazine
(2) Sigill Magazin 1999:
http://www.deathinjune.org/modules/mediawiki/index.php/Interview:1999-Sigill_magazine
weitere Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Death_in_June
http://jungle-world.com/artikel/2006/18/17405.html (über Death in June)
http://jule.linxxnet.de/index.php/2011/06/debatte-um-die-neofolk-band-blood-axis/ (über die Band Blood Axis, die öfter mit Death in June zusammen spielen)
http://www.turnitdown.de/91.html (über Death in June und rechte Tendenzen im Dark-Wave) sowie im Anhang:
Auszug eines Kapitels über Death in June aus dem Buch „Ästhetische Mobilmachung – Dark Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien“
Bilder der Band und Plattencover Auszug aus der LVZ über die Band Blood Axis, die öfter mit Death in June zusammen spielen