Personalabbau im Lehrkräftebereich ist abenteuerlich und unverantwortlich

Zu aktuellen Debatten um die Personalentwicklung im Lehrkräftebereich an den Schulen erklärt der Bildungspolitiker der Fraktion Matthias Höhn:

„Das Kernproblem bleibt eine klare Aussage zur Personalentwicklung im Bereich der Lehrkräfte. Das Hickhack der letzten Zeit zwischen Kultusministerium und Finanzministerium über Abbauzahlen und Bedarfe von Lehrerinnen und Lehrern, noch gewürzt durch ein paar Ideen zur Lehrerarbeitszeit, ist Gift für eine vernünftige Debatte zur weiteren Schulentwicklung und für das Klima an den Schulen sowieso.

Die LINKE bleibt dabei: Personalabbauzahlen bis 2020 im Lehrkräftebereich, egal ob 2000 oder 3000, sind bei relativ konstanten Schülerzahlen und angesichts des bestehenden Schulnetzes abenteuerlich und unverantwortlich. Sie lassen außerdem außen vor, dass in den nächsten Jahren das Schulwesen in Sachsen-Anhalt zu einem inklusiven System umgebaut werden muss, worüber sich alle relevanten politischen Kräfte im Wesentlichen einig sind und wozu wir auch durch die UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet sind. Das verlangt neue Betrachtungen zum Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern sowie an weiteren pädagogischen Fachkräften. Und klare Strukturentscheidungen.

Es müssen endlich belastbare und solide Zahlen auf den Tisch. Aus dem Personalkonzept muss ein Planungsdokument werden, das seinen Namen verdient. Wer realistisch an die Dinge herangeht, erkennt, dass im Lehrkräftebereich kein großes Abbaupotential schlummert.

Unsere Position ist: Die jetzt vorhandenen Stellen werden im Großen und Ganzen gebraucht. Deshalb ist eigentlich ein „Neueinstellungskorridor“ fehl am Platze, vielmehr muss angestrebt werden, jede frei werden Stelle auch möglichst neu zu besetzen. Das wird in den nächsten Jahren angesichts der Absolventenlage schon schwierig genug. Es ist aber dringend notwendig, um die Lehrerkollegien in Sachsen-Anhalt nicht noch weiter in eine altersmäßige Schieflage zu bringen, die bei aller Wertschätzung der älteren Lehrerinnen und Lehrer die Zukunftsfähigkeit des Schulwesens gefährdet.

Und über das künftige Schulnetz und die damit verbundene Schulentwicklungsplanverordnung muss endlich sachlich in den Fachausschüssen des Landtages beraten werden. Auf Initiative der Fraktion DIE LINKE steht das auf der Tagesordnung und musste wegen noch nicht vorlagereifer Vorschläge der Landesregierung schon einmal vertagt werden. Diese Dinge drängen aber.

Eine vernünftige Schulnetzplanung in den Landkreisen ist an sich schon ein sehr schwieriger und komplexer Prozess. Endlich muss Schluss sein mit Stückwerk und Einzelfragen, heute die STARK III-Kriterien morgen Spekulationen über die Zukunft von Förderschulstandorten. Die Landkreise und kreisfreien Städte brauchen verlässliche und realistische Planungsgrundlagen, die einen Schulnetzplan im Ganzen zulassen und ausreichend Flexibilität und Spielräume für vernünftige Lösungen vor Ort schaffen.“

Magdeburg, 28. November 2012