Oury Jalloh: Gutachter stellt Selbstanzündungsthese vehement in Frage

Eva von Angern

MDR KULTUR veröffentlichte heute ein Interview mit Prof. Gerald Kauert, der im Verfahren um den Tod von Oury Jalloh als sachverständiger Gutachter eingesetzt war. Hierzu erklärt die rechtspolitische Sprecherin Eva von Angern:

MDR KULTUR veröffentlichte heute ein Interview mit Prof. Gerald Kauert, der im Verfahren um den Tod von Oury Jalloh als sachverständiger Gutachter eingesetzt war. Hierzu erklärt die rechtspolitische Sprecherin Eva von Angern:

Der Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh in einer Dessauer Polizeizelle wirft seit vielen Jahren erhebliche Zweifel, Widersprüche und offene Fragen auf. Diese werden durch die vorliegenden Aussagen von Prof. Gerald Kauert, Sachverständiger und Gutachter im Magdeburger Verfahren um den Tod von Oury Jalloh, erheblich bestätigt und vertieft. Er hat erhebliche Zweifel an der Selbstanzündung geäußert.

Prof. Kauert ist der Auffassung, dass die zum Teil schon seit Jahren vorliegenden Untersuchungsergebnisse letztlich ausschließen, dass sich Oury Jalloh selbst getötet habe. Aus seiner Überzeugung war Oury Jalloh »bei Ausbruch des Feuers höchstwahrscheinlich noch nicht tot, er muss bewusstlos gewesen sein, hat aber natürlich noch geatmet. Und dann hat ihn jemand angezündet«. 

Damit stehen auch Zeugenaussagen in Frage, wonach Oury Jalloh noch nach Ausbruch des Feuers über die Gegensprechanlage mit der Leitstelle des Reviers kommuniziert haben soll. Ferner fand die Empfehlung zur Bildung eines runden Tisches von beteiligten Wissenschaftlern oder Sachverständigen mit dem Ziel der gemeinsamen Planung eines Versuchsaufbaus nie Berücksichtigung. 

Das alles erfordert unverzügliche und sorgfältige Aufklärung, zu der die durch die Mitglieder des Ausschusses für Recht, Verfassung und Gleichstellung vorzunehmende Akteneinsicht einschließlich der Beauftragung von Sachverständigen beitragen soll. 

Nicht akzeptabel aus Sicht der LINKEN ist jedoch, dass seitens der Koalition die Benennung von Sachverständigen und der dafür erforderliche, inhaltlich zu untersetzende Gutachterauftrag voraussichtlich erst im Juni erfolgen soll. Wirkliches Aufklärungsinteresse sieht anders aus, hier wird auf Zeit gespielt.

Das wiederum zeigt, dass die Instrumente eines regulären Ausschusses schnell an ihre Grenzen gelangen, um politische Aufarbeitung wirklich möglich zu machen und der Komplexität des Falles gerecht zu werden. Der Einsatz eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses ist zu prüfen.

Das bleibt man Oury Jalloh und seiner Familie schuldig.