Lehrkräftesituation ist angespannt

Matthias Höhn, Bildungspolitiker der Fraktion DIE LINKE, hat die Landesregierung nach der Personalsituation an den Schulen in Sachsen-Anhalt zu Beginn des Schuljahres 2012/13 gefragt. Die Antwort der Landesregierung liegt jetzt vor. Dazu erklärt Matthias Höhn:

„Hinter den Zahlen ( s. Antwort der Landesregierung) verbergen sich zahlreiche Probleme - manche, die sofort sichtbar werden, manche, die erst auf den zweiten Blick zu erkennen sind.

Über 100 % Unterrichtsversorgung an allen allgemein bildenden Schulen und in allen Landkreisen, das hört sich gut an. Die wenigen Punkte über der 100 sind aber schnell aufgezehrt, wenn man Krankheit und andere Ausfallzeiten einrechnet. Unter dem Strich bleibt dann doch Unterrichtsausfall, Vertretung und hohe Belastung der Kolleginnen und Kollegen, weil das „Polster“ zu klein ist.

Nach wie vor völlig unbefriedigend ist die Situation an den berufsbildenden Schulen, auch wenn es sich um vorläufige Zahlen handelt. Eine Unterrichtsversorgung von unter 100 % ist nicht akzeptabel und kalkuliert Qualitätsverluste in der Ausbildung von vorn herein ein.

Knapp sieht es auch bei Förderschulen und Gesamtschulen aus.

Obwohl das Schulgesetz des Landes pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Grundschulen vorsieht, ist zu Beginn des Schuljahres an neun Grundschulen nicht eine pädagogische Mitarbeiterin oder ein pädagogischer Mitarbeiter zu finden. Diese werden aber dringend gebraucht, das bestätigen alle Schulpraktikerinnen und -praktiker. Dennoch sind sie im Personalentwicklungskonzept der Landesregierung ein Auslaufmodell, und das zuständige Kultusministerium weigert sich hartnäckig, die Funktion pädagogische Mitarbeiterin/pädagogischer Mitarbeiter ordentlich zu beschreiben, einen Bedarf zu bestimmen, Qualifikations- und Ausbildungsfragen zu regeln und schließlich neue Kolleginnen und Kollegen einzustellen – ungeachtet dessen, dass es dazu Landtagsbeschlüsse, initiiert durch DIE LINKE, gibt.

Ein zum Teil desolater Zustand herrscht bei der Besetzung besonders von Schulleitungsstellen und bei Fachmoderatorinnen und Fachmoderatoren.

Auch die hier vorgelegten Statistiken können nicht darüber hinwegtäuschen: Die Lehrkräftesituation ist angespannt. Da die Schülerzahlen in den kommenden Jahren fast konstant bleiben, viele Lehrkräfte aber in den Ruhestand eintreten werden und neue pädagogische Aufgaben in den Schulen gemeistert werden müssen, steuert Sachsen-Anhalt in schwieriges Fahrwasser. Im Interesse einer guten Bildungsqualität muss die Landesregierung ihre Personalentwicklung korrigieren, sich endlich von gebetsmühlenartig wiederholten Abbauzahlen bei den Lehrkräften verabschieden und einen größeren Neueinstellungskorridor für junge Lehrerinnen und Lehrer vorsehen.

Die in der Antwort auf die Kleine Anfrage erwähnte Zahl von ca. 700 Bewerbungen zeigt deutlich, dass das noch möglich ist. Aber Sachsen-Anhalt verschenkt durch seine derzeitige Personalpolitik Fachkräftepotential in Größenordnungen. Bis zu etwa 500 junge Lehrerinnen und Lehrer wurden wieder nach Hause geschickt und werden nun in anderen Bundesländern eine Arbeit suchen.“

Magdeburg, 07.  November 2012