Beginn des neuen Schuljahres - Individuelle Förderung ausbauen, inklusive Bildung an Grundschulen nicht gefährden, drohendem Lehrkräftemangel wirksamer vorbeugen

Vor dem Start in das neue Schuljahr erklären die bildungspolitischen Sprecherinnen der Fraktion Birke Bull und Edwina Koch-Kupfer:

„Mit einem neuen Schuljahr verbinden sich verschiedene Hoffnungen, Pläne und Vorhaben. Wir werden weiter den Schwerpunkt darauf legen, vor allem für die Schülerinnen und Schüler an den Schulen Bedingungen zu schaffen, die zum erfolgreichen Lernen beitragen. Die Möglichkeiten individueller Förderung müssen ausgebaut, die Lehrkräfte besser für die Arbeit mit differenzierten Lerngruppen gewappnet werden.

Um so bedauerlicher ist es für DIE LINKE, dass noch vor einigen Wochen die Perspektiven der Arbeit an den Schulen, die am Modellversuch „Grundschulen mit Integrationsklassen“ teilnahmen, im kommenden Schuljahr im Nebel lagen. Wir fordern die Landesregierung deshalb erneut auf, die wissenschaftliche Begleitung des Modellversuchs rasch auszuwerten und aus den Ergebnisse Schlussfolgerungen für das gesamte Schulwesen in Sachsen-Anhalt zu ziehen. Die erfolgreiche Arbeit dieser Grundschulen muss fortgesetzt und ausgebaut werden, einen Rückfall in Einzelintegration mit spärlichen Ressourcen darf es nicht geben. Gleichzeitig müssen die Personalprobleme an einigen Förderschulen ernst genommen und schrittweise gelöst werden.

Integrative Angebote und ein inklusives Bildungsverständnis sollten nicht nach der Grundschule enden. Im kommenden Schuljahr müssen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass an Sekundarschulen, Gesamtschulen und Gymnasien der gemeinsame Bildungsweg von Kindern mit und ohne Behinderungen fortgesetzt werden kann, wenn Kinder und Eltern dies wünschen.

Nachdrücklich ist darauf zu verweisen, dass – auch wenn nach Einschätzung des Kultusministeriums die Schülerzahl noch weiter sinkt – der Personalentwicklung der Lehrkräfte und der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Schulen größte Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Alle Prognosen belegen, dass sich bis ca. 2020 der Rückgang der Gesamtschülerzahl im Verhältnis zu den Vorjahren deutlich verlangsamen wird, in einigen Schulstufen wachsen die Schülerzahlen erfreulicherweise wieder. Mit Sicherheit werden aber in den kommenden Jahren viele Lehrerinnen und Lehrer die Schulen aus Altersgründen verlassen. Deshalb müssen alle Absolventinnen und Absolventen schon jetzt in Sachsen-Anhalt die Chance erhalten, einen Platz in den Staatlichen Seminaren und im Schuldienst zu finden. Das Land braucht daher schnell ein aktuelles, schlüssiges und tragfähiges Personalentwicklungskonzept. Mit 400 Neueinstellungen im öffentlichen Dienst insgesamt, in die sich mit den Lehrkräften noch Polizei, öffentliche Verwaltung u.a. teilen sollen, ist das unmöglich. Ein eklatanter Lehrermangel in Sachsen-Anhalt muss abgewendet, die relativ gute Personalausstattung an den Schulen im Land darf nicht verspielt werden, deshalb ist schnelles Handeln unerlässlich.

DIE LINKE unterstützt das Ziel der Erweiterung der Ganztagsangebote vor allem an Sekundarschulen. Aber auch das setzt eine ausreichende Personalausstattung voraus. Darüber hinaus wird sich DIE LINKE weiter dafür einsetzen, immer noch bestehende Ungerechtigkeiten in der Lehrerbesoldung so schnell wie möglich zu überwinden.“

Magdeburg, 24. August 2011