Abitur - Ja zu gemeinsamen Standards und Vergleichbarkeit der Bildungsniveaus

Zur derzeitigen Debatte um ein einheitliches Abitur erklärt die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Birke Bull:

„Ob die Fähigkeit, ähnliche Aufgaben in den Kernbereichen im Abitur lösen zu können, wirklich mehr über die Studierfähigkeit junger Leute aussagt als die bisherigen Abiturergebnisse, darauf gibt es unterschiedliche Antworten unter Fachleuten. Wenn nun aber diese in neuer Weise abgestimmten Aufgaben kommen sollen, müssen Rahmenrichtlinien und Bildungsorganisation auf den Prüfstand, damit alle faire Startbedingungen vor der Abiturklausur haben. Und bei den eingesetzten Ressourcen dürfen zwischen den Ländern keine tiefen Gräben klaffen.

Der Kurs der Landesregierung, die Stellenzahl beim Lehrpersonal heftig zu kürzen, wird auch unter diesem Blickwinkel zur Gefahr für Chancengleichheit und muss endlich korrigiert werden. Dabei geht es natürlich nicht allein um erfolgreiche Abiturientinnen und Abiturienten. In Deutschland zählen immer noch erschreckende 20 % der Jugendlichen mehr oder weniger zu den sogenannten Bildungsverlierern – das darf nie aus dem Blick geraten.

Sollten am Ende des von der Kultusministerkonferenz anvisierten Kurses tatsächlich Aufgabenpools stehen, aus denen sich alle Länder für das Abitur bedienen müssen, wird man den Reflex, gerade solche Aufgaben lange und gründlich zu üben, kaum unterdrücken können. Der Gefahr, dass dabei wichtige Schlüsselkompetenzen, Kreativität und Bildungsfreiräume auf der Strecke bleiben können, sollte man sich bewusst sein.

Gemeinsame Standards, wie sie vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) für die Hochschulreife derzeit entwickelt werden, und Vergleichbarkeit der Bildungsniveaus, die in den einzelnen Bundesländern erreicht werden sollen, sind o.k. – Pauken und „Bulimie-Lernen“ gehören in die Mottenkiste.“

Magdeburg, 19. Oktober 2012