65 Jahre Grundgesetz – und noch immer warten Frauen auf gleichwertige Entlohnung oder gleiche Karrierechancen

Heute vor 65 Jahren trat das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Kraft. Am 1. September trat der 1. Parlamentarische Rat, bestehend aus 65 Abgeordneten - darunter vier weibliche Vertreterinnen – zusammen. Unsere besondere Hochachtung gilt der Sozialistin und Juristin Elisabeth Selbert. Sie bewirkte, dass im Grundgesetz der Artikel 3 Absatz 2 „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“mit aufgenommen wurde und somit in den kommenden Jahren auch eine Überarbeitung des Bürgerlichen Gesetzbuches erfolgen musste.
  
1949 war dieser Artikel einem großen Teil der Männer noch suspekt. Sie wollten ihr konservatives Familienbild bzw. das Bild der Frau nicht aufgeben. Elisabeth Selbert war das einzige Mitglied des Parlamentarischen Rates, für das die Gleichberechtigung der Geschlechter ganz selbstverständlich zu den Menschenrechten gehörte.  
  
Noch heute ist Gleichberechtigung keine Selbstverständlichkeit. Das zeigt u.a., dass der Absatz „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin." dem Grundgesetz erst 1994 hinzugefügt wurde. Frauen verdienen auch heute noch ein Viertel weniger als ihre männlichen Kollegen. Es werden vermutlich noch weitere Jahre ins Land gehen, bis Frauen gleichwertige Entlohnung oder gleiche Karrierechancen wie Männer erfahren dürfen. Wir danken den vier Müttern unseres Grundgesetzes, insbesondere Elisabeth Selbert. 

Frauen sind klug, kompetent und unersetzlich in unserer Gesellschaft. Die LINKE fordert daher die Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern, mindestens die Umsetzung der 40 %-Frauenquote in Führungspositionen der Landesverwaltung  und einen geschlechtergerechten Haushalt, der für eine geschlechtergerechte Aufteilung der Steuermittel sorgt – ganz im Sinne des Art. 3 Absatz 2 des Grundgesetzes. 
  
Magdeburg, 23. Mai 2014 
  
Eva von Angern 
rechtspolitische Sprecherin 
  
Henriette Quade 
gleichstellungspolitische Sprecherin