Vorstellungen zur Entwicklung der Stadt Bitterfeld-Wolfen

Bitterfeld-Wolfen, 07.09.2015; Offener Brief von Jürgen Keil;

An die Oberbürgermeisterin Frau Petra Wust und an den Stadtrat der Stadt Bitterfeld-Wolfen;

Im Süden an der Goitzsche entstehen mit Unterstützung der Stadt viele neue Objekte. In allen Stadtgebieten ist eine mehr oder weniger geplante Entwicklung vorgesehen. Im Gegensatz dazu findet in Wolfen-Nord ein Totalabriss statt.;

Unterstützt wird der Inhalt des Briefes durch die Initiative "Die Kinder von Wolfen-Nord" und die "Bürgerinitiative gegen Mieterhöhung".

 


Am 07.09.2015 wurde beim Treffen der Initiative „Die Kinder von Wolfen-Nord“ - mit Bürgern aus Wolfen-Nord - dieser Offene Brief vorgestellt. Auch Bürger aus anderen Stadtgebieten und Kommunen haben an dieser Diskussion teilgenommen. Viele Anwesende befürworteten die Vorschläge zur stetigen Weiterentwicklung von Wolfen-Nord. Die Initiative „Die Kinder von Wolfen-Nord“ und die „Bürgerinitiative gegen Mieterhöhung“ unterstützen den Offenen Brief mit seinen Vorschlägen.

Die Unterschreiber des Offenen Briefes sind die Erstunterstützer. Listen zur Gewinnung weiterer Unterstützer werden von der Initiative „Die Kinder von Wolfen-Nord“ u. a. Initiatoren in geeigneter Form ausgelegt. 

 

Bitterfeld-Wolfen, 07.09.2015

Offener Brief

um Thema

"Vorstellungen zur Entwicklung der Stadt Bitterfeld-Wolfen"

von Jürgen Keil

 

An die
Oberbürgermeisterin Frau Petra Wust
und an den
Stadtrat der Stadt Bitterfeld-Wolfen Rathausplatz 1

06766 Bitterfeld-Wolfen

 

Sehr geehrte Oberbürgermeisterin Frau Wust,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,

die Stadt entwickelt sich derzeit sehr einseitig. Im Süden an der Goitzsche entstehen mit Unterstützung der Stadt viele neue Objekte. In allen Stadtgebieten ist eine mehr oder weniger geplante Entwicklung vorgesehen. Diese Entwicklung ist meist nicht optimal. Im Gegensatz dazu findet in Wolfen-Nord ein Totalabriss statt. Am Anfang dieser negativen Entwicklung also vor Jahren hieß dies noch Rückbau und Aufwertung. Der Rückbau war der Tarnbegriff für den Abriss großer Teile von Wolfen-Nord. Als Aufwertung galt das Anlegen von Rasenflächen anstelle der vorherigen Gebäude. Der Protest von engagierten Bürgern gegen den falsch verwendeten Begriff der Aufwertung führte dazu, dass dieser Begriff von den Vertretern des Totalabrisses nicht mehr verwendet wird. Trotzdem wurde von der Stadtverwaltung und der stadteigenen Entwicklungsgesellschaft STEG (früher EWN) zielgerichtet eine stetige Abwertung, besonders für die Wohngebiete WK 4.1 bis 4.4, betrieben. Die Wohngebiete WK 4.1, 4.2 und 4.3 sind schon abgerissen. Mittlerweile sind auch im WK 4.4 viele Gebäude der Abrissbirne zum Opfer gefallen. Teile dieses Gebietes wurden noch im Rahmen der EXPO 2000 saniert und strukturell verbessert. Mit der umfangreichen Förderung dieses Gebietes zusammen mit dem Filmband und anderen Teilen der Stadt hat sich die Stadt verpflichtet, die einzelnen Objekte nachhaltig bzw. stetig weiter zu entwickeln. Diese Verpflichtung wurde von den Entscheidungsträgern der Stadt und den ausführenden Organen (Stadtverwaltung und Entwicklungsgesellschaft) nicht eingehalten. Der Totalabriss ohne Umbaumaßnahmen führte zu einem hohen Ansehensverlust der Entscheidungsträger der Stadt. Dadurch hat die Stadt Bitterfeld-Wolfen bei Außenstehenden zurzeit einen sehr schlechten Ruf. Um dies zu verändern, sind wichtige Entwicklungen notwendig. Dies betrifft Verbesserungen in der gesamten Stadt und spezielle Entwicklungen in Wolfen-Nord. Hinsichtlich der Weiterentwicklung von Wolfen-Nord ist es erforderlich, dass der Stadtrat von Bitterfeld-Wolfen endlich seiner Verpflichtung gegenüber den Bürgern von Wolfen-Nord, das Stadtgebiet zu entwickeln, nachkommt. Dazu gehört ein konkreter Auftrag an die stadteigene Entwicklungsgesellschaft STEG endlich einen Plan vorzulegen, der für alle Gebiete in Wolfen-Nord eine positive Entwicklung vorsieht. Auch die Stadtverwaltung ist zu beauftragen, alles zu unterlassen, was einer positiven Entwicklung von Wolfen-Nord entgegen steht. Besonderes Augenmerk in positiver Hinsicht sollte dem Zentrum von Wolfen-Nord, dem Gebiet WK 4.4 und dem Filmband gewidmet werden.

 

Um eine gleichmäßige Entwicklung in der Stadt zu erreichen, sind allgemeine Verbesserungen in der Stadt erforderlich:  

  • Verkehrsanbindungen, besonders der Regional- und Stadtverkehr
     
  • Verbesserungen im Bereich der sozialen und kulturellen Einrichtungen,
    Kultur- und Sportvereinen sowie Interessengemeinschaften vielfältige Möglichkeiten zur Entfaltung geben
     
  • Weiterentwicklungen der Zentren in den Stadtteilen Bitterfeld, Wolfen-Altstadt und Wolfen-Nord sowie der Gebiete rund um die Goitzsche und dem Gebiet des neuen Rathauses der Stadt
     
  • traditionellen Vereinen unterschiedliche Möglichkeiten zur Mitgestaltung in der Stadt gewähren
     
  • Schaffung von Verbindungen zwischen den Stadtteilen

 

Zur Entwicklung der Region tragen besonders die Verbindungen zwischen den Stadtteilen bei. Die Gestaltung dieser Wege führt zu einem zwar langsamem aber stetigen Zusammenwachsen der einzelnen Stadtteile und Gebiete (Bitterfeld, Greppin, Holzweißig, Wolfen mit Wolfen-Altstadt, Wolfen-Nord, Steinfurt und Reuden, Bobbau, Thalheim und Rödgen mit Zschepkau).

Die Weiterentwicklung von Wolfen-Nord sollte im Entwicklungsplan der Stadt ein Schwerpunkt sein. Seit langer Zeit ist die Entwicklung in diesem Stadtteil äußerst unsicher und schlecht. Um dieser Tendenz entgegen zu wirken, bedarf es wirklich gewaltiger Anstrengungen. Was ist also zu tun? Wichtig ist eine gemeinsame Strategie zur Entwicklung dieses Stadtteils. Dazu gehören:

  1. Das Zentrum des Stadtteils ist fertig zu stellen. Der Marktplatz ohne Umfeld ist völlig unzureichend. Am Markt sind geschäftliche und kulturelle Einrichtungen aufzubauen. Es ist ein Mix an Geschäften unterschiedlicher Größe aus verschiedenen Branchen anzustreben. Wohn- und Geschäftsbereiche sollten zusammenwachsen.
     
  2. Am Markt bzw. in der Nähe davon ist eine kulturelle Einrichtung zu schaffen, welche eine zentrale Bedeutung für die Entwicklung des Stadtgebietes haben sollte. Feste und andere wichtige Veranstaltungen sind HIER und am Markt zu begehen.
     
  3. Das Zentrum im Bereich „Straße der Chemiearbeiter, Dessauer Allee und Fritz-Weineck-Straße“ ist hinsichtlich seiner Bebauung zu verdichten und zu verschönern. 
     
  4. Das Albert-Schweitzer-Denkmal am Ärztehaus im Zentrum ist wieder zu errichten. In diesem Zusammenhang muss das Gebiet zwischen Möbelhaus, Gebäude für betreutes Wohnen, Penny und Ärztehaus neu gestaltet werden. Der Platz, wo früher die Markttage stattfanden, sollte hofartig gestaltet werden. Deshalb sind an der Rückseite von Penny und an der Fritz-Weineck-Straße  zusammenhängende ein- bis zweietagige Gebäude zu errichten.
     
  5. Das Zentrum ist gestalterisch an die Fuhneaue anzuschließen. Dazu gehören z. B. ein oder mehrere Rad- und Wanderwege. Die Errichtung eines Aussichtsturmes ist sinnvoll.
     
  6. Die vier- bis sechsgeschossigen Wohngebäude sollten nicht mehr total abgerissen werden. Ein tatsächlicher Umbau zu zwei- bis dreigeschossigen Wohngebäuden ist einzufordern. Natürlich gilt dies nicht für die Gebäude, welche schon mit Aufzügen ausgerüstet sind. Es müssen vertrauensbildende Maßnahmen durchgeführt werden, welche die überdurchschnittliche Abwanderung stoppen.
     
  7. Der Stadtteil WK 4.4 ist besonders zu entwickeln. Die Stadt sollte positive Entwicklungsanstrengungen der Wohnungsgesellschaften fördern statt  den Totalabriss zu betreiben. Wenn schon Abriss, dann ist er durch Umbaumaßnahmen zu ersetzen. Privaten Gesellschaften muss die Möglichkeit, sich an der Entwicklung zu beteiligen, eingeräumt werden.
     
  8. Die Sport- und Kultureinrichtungen sind zu unterstützen und zu fördern, damit ein vielfältiges Vereinsleben möglich ist. Zu diesen Einrichtungen in Wolfen-Nord gehören: Christophorushaus, Frauenzentrum, Jugendclub ´83, Jugendclub ´84, Mehrgenerationenhaus und Roxy. 
     
  9. Die Gestaltung zwischen den Wohngebäuden ist mit den Wohnungsgesellschaften abzusprechen und auf ein höheres Niveau anzuheben. Dies betrifft Spielplätze, Bänke (u. a. Sitzgelegenheiten) sowie Wäscheplätze.
     
  10. Besonders wichtig ist der Erhalt von KAUFLAND bzw. eine Nachnutzung des Gebäudes.
      
  11. Das Gebiet WK 4.3 ist für eine lockere Bebauung vorzusehen. Ein kleiner Waldstreifen zum FILMBAND als Schallschutz sollte eingeplant werden.
     
  12. Alle Investoren, welche sich an einer positiven Entwicklung beteiligen wollen, sind zu unterstützen. Beispiele: Käthe-Kollwitz-Straße, ehemalige Schule bei Bobbau und Wohnhäuser am Frauenzentrum.
     
  13. Der größte Park der Stadt „DAS FILMBAND“ besitzt eine Anbindung an die Fuhneaue. Diese Anbindung ist bei der geplanten Umgestaltung mit einzubeziehen. Die Flächen am Park, wo die Wohngebäude abgerissen sind, sollten für eine Wiederbebauung bereitgestellt werden, zumindest die südlichen Flächen, damit nicht irgendwann auch die Eisdiele am Park schließen muss. Die nördlichen Flächen sollten einer vielseitigen Nutzung zugeführt werden. Zu denken ist an ein Kinder- und Jugendzentrum oder auch Sportzentrum, an ein Ausstellungszentrum für Graffiti, an einen Verkehrserziehungsgarten, an Sportanlagen für Skater, für Leichtathleten und für verschiedene Mannschaftssportarten. Weitere Kletterfelsen sind bestimmt sinnvoll und auch ein fürs Klettern bestimmter Ausbau einer alten Turnhalle sollte dazu gehören. 
     
  14.  Der schon einmal vorgesehene Schmetterlingspfad sollte das Zentrum von Wolfen-Nord, „DAS FILMBAND“, das Krondorfer Gebiet und den Park in der Fuhneaue verbinden.
     
  15. Ein Pflanzenpfad (Orchideen und andere Arten) zwischen dem Park „DAS FILMBAND“ und dem Krondorfer Gebiet ist sinnvoll, um den Bürgern unserer Region und Besuchern die Schönheiten unserer Umgebung nahe zu bringen.
     
  16. Ein Lehrpfad für heimische Kleinsäugetiere und Singvögel zwischen WK 4.4 (Jugendclub '84) und Tiergarten Reuden könnte für Jüngere und Ältere sehr interessant sein. Der schon bestehende Wanderweg ist auf jeden Fall ausbaufähig. Am Rande des Pfades sind Volieren für Singvögel und Tierhäuser für Kleinsäugetiere (marder- und hundeartige Raubtiere, Nagetiere u. a. Tiere) zu errichten. Die Pflege der Tiere könnten evtl. auch interessierte Kinder und Jugendliche übernehmen.
     
  17. Eine Schule für Graffiti in der Nähe des Parks „DAS FILMBAND“ ist sinnvoll zur Förderung der kreativen Fähigkeiten junger Menschen in unserer Stadt. Ein dazugehöriges Geschäft könnte die finanzielle Unabhängigkeit dieser Schule gewährleisten.
     
  18. Angebote für Vereine zur Nutzung oberer Etagen von Wohngebäuden, besonders im WK 4.4, sind günstig für eine zukünftige Außenwirkung. Dabei kann an Modellbau, Kakteenzüchtung (Überwinterung von Kakteen u.a. Pflanzen) sowie an Ausstellungsräume gedacht werden. Die verschiedenen Einrichtungen sind als Kulturpfad miteinander zu verbinden und können damit besser genutzt werden. Zusätzlich sollten Museen aus der näheren Umgebung gewonnen werden, welche Leihgaben für bestimmte Räumlichkeiten den aktiv beteiligten Kulturvereinen zur Verfügung stellen. Museen, welche an Außenwerbung interessiert sind, den sollte die Möglichkeit einer Außenstelle mit der Einordnung in den „Kulturpfad“ angeboten werden. Je vielfältiger sich der „Kulturpfad“ entwickelt, um so günstiger ist es für die Attraktivität der Stadt.

 

Anziehungspunkte sind besonders wichtig und erhöhen die Attraktivität einer Stadt. Die aufgezeigten Änderungen verbessern die Lebensqualität für viele Bürger. Die daraus folgende steigende Attraktivität des Stadtgebietes Wolfen-Nord wird in Zukunft zu einer vermehrten Nachfrage von Wohnungen führen. Auch den Verantwortlichen der Stadt (Stadträte u. a.) und der Stadtverwaltung ist zu sagen, dass sie die Interessen der Bürger umsetzen müssen. Der von den Verantwortlichen der Stadt bewusst in Kauf genommene Niedergang von Wolfen-Nord bewirkte eine überdurchschnittliche Abwanderung nicht nur aus Wolfen-Nord sondern aus der gesamten Stadt Bitterfeld-Wolfen. Nur wenn mit der Vernachlässigung von Wolfen-Nord aufgehört wird, kann die Stadt Bitterfeld-Wolfen insgesamt wieder wachsen.

 

Bürger von   und für Wolfen-Nord



Jürgen Keil