Psychische Gesundheit junger Menschen in Sachsen-Anhalt in der Krise – HBSC-Studie zeigt drastischen Handlungsbedarf
Zur Vorstellung der HBSC-Studie am 4. Juni 2025 in Magdeburg sagt Nicole Anger, gesundheits- sowie kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke:
„Die aktuellen Ergebnisse der HBSC-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt zeichnen ein deutliches Bild: Aufwachsen von jungen Menschen erfolgt in schwierigen Zeiten mit multiplen Problemlagen. Die psychische Belastung junger Menschen nimmt weiter zu. Schlafprobleme, Einsamkeit, Ängste und ein Rückzug in soziale Medien sind für viele Heranwachsende trauriger Alltag geworden. Diese Entwicklung ist Ausdruck gesellschaftlicher Schieflagen – und kein individuelles Versagen.
Erschöpfung, Einsamkeit, emotionale Not
Psychische Beschwerden haben deutlich zugenommen. Mehr als 30 Prozent der befragten Jugendlichen berichten von regelmäßigen Einschlafproblemen. Rund ein Viertel leidet unter Symptomen, die auf eine Angststörung hinweisen. Knapp 18 Prozent fühlen sich häufig einsam. Mädchen sind dabei besonders stark betroffen.
Suchtverhalten und soziale Isolation nehmen zu
Die Studie dokumentiert auch einen alarmierenden Anstieg im problematischen Umgang mit sozialen Medien. Elf Prozent der Jugendlichen nutzen sie exzessiv – häufig, um negativen Gefühlen zu entkommen. Parallel dazu wächst der Konsum von E-Zigaretten und Alkohol. Für viele junge Menschen wird der Rückzug in digitale Welten oder Substanzen zur Bewältigungsstrategie in einer Welt, die ihnen immer weniger echte Teilhabe, Anerkennung und Sicherheit bietet.
Junge Menschen brauchen Räume – nicht Kontrolle
Statt weiterer Individualisierung und Pathologisierung psychischen Leidens braucht es strukturelle Antworten. Junge Menschen benötigen echte Freiräume – Orte, an denen sie sich ohne Druck entfalten, sich begegnen, ausprobieren und gesehen fühlen können. Außerschulische Angebote wie Jugendclubs, Jugend-, Kultur- und Sportvereine, Ferienfreizeiten oder offene Treffpunkte müssen ebenso wie Personal flächendeckend gefördert und dauerhaft gesichert werden. Gleiches gilt für präventive Angebote von der Schulsozialarbeit bis hin zu Beratungsstellen.
Junge Menschen haben ein Recht auf psychisches Wohlbefinden, auf Gehör, Teilhabe und Anerkennung. Dass heute bereits Kinder und Jugendliche in hohem Maß unter seelischen Belastungen leiden, ist ein gesellschaftlicher Notruf – kein Randthema. Die psychische Gesundheit junger Menschen muss endlich Priorität haben.“