Umkehr jetzt – Verlässliche Öffnungszeit der Grundschulen nicht weiter in Frage stellen

Thomas Lippmann (MdL)

Aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die LINKE zum künftigen Bedarf an Pädagogischen Mitarbeiter*innen geht hervor, dass deren Zahl an Grundschulen trotz steigender Schülerzahlen und wachsender Aufgaben im neuen Schuljahr drastisch reduziert werden soll. Zu diesem Ausbluten der pädagogischen Unterstützung an den Grundschulen erklärt der bildungspolitische Sprecher der Fraktion Thomas Lippmann:

Aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die LINKE zum künftigen Bedarf an Pädagogischen Mitarbeiter*innen geht hervor, dass deren Zahl an Grundschulen trotz steigender Schülerzahlen und wachsender Aufgaben im neuen Schuljahr drastisch reduziert werden soll. Zu diesem Ausbluten der pädagogischen Unterstützung an den Grundschulen erklärt der bildungspolitische Sprecher der Fraktion Thomas Lippmann:

„Durch die von der Koalition geplante Reduzierung der Pädagogischen Mitarbeiter*innen an Grundschulen wird der schulgesetzliche Auftrag, an den Grundschulen mit Unterstützung Pädagogischer Mitarbeiter*innen eine verlässliche Öffnungszeit von täglich 5,5 Stunden zu gewährleisten, grundsätzlich in Frage gestellt. Stand in den letzten Schuljahren für durchschnittlich 60 – 80 Schüler*innen noch je eine Pädagogische Mitarbeiter*in zur Verfügung, so wird dieses Verhältnis im neuen Schuljahr bei etwa 1:130 liegen. Mit solchen Schülerzahlen ist keine pädagogische Arbeit mehr möglich. Dieses von den Schulen dennoch weiterhin zu verlangen, ist gegenüber Schüler*innen und Beschäftigten in höchstem Maße verantwortungslos.

Für die fast 67.000 Grundschüler*innen in den 449 öffentlichen Grundschulen müssen nach den bisherigen Erfahrungen mindestens 850 Pädagogische Mitarbeiter*innen eingesetzt werden, um ausreichend pädagogische Angebote im Rahmen der verlässlichen Öffnungszeit und die notwendige Unterstützung bei den Aufgaben der Inklusion und Migration gewährleisten zu können. Ohne sofortige Neueinstellungen stehen aber nur noch etwa 500 Kolleg*innen zur Verfügung. Mit so wenig Pädagogen wird kaum noch eine Grundschule ihren schulgesetzlichen Auftrag erfüllen können - viele kleine Grundschulen werden gar keine Pädagogische Mitarbeiter*in mehr haben.

Die Folge ist, dass die Schüler*innen über viele Stunden hinweg von den Lehrkräften nur noch „beaufsichtigt“ werden können. Da auch das reguläre Unterrichtsangebot an den Grundschulen in den letzten Jahren systematisch reduziert wurde und durch die schlechte Unterrichtsversorgung weiterer Unterrichtsausfall hinzukommt, entstehen an immer mehr Grundschulen so unhaltbare Zustände, dass von der Erfüllung der Schulpflicht immer weniger die Rede sein kann. Denn die Schulpflicht hat nicht nur die Seite, dass alle Schüler*innen in die Schule kommen müssen, sie beinhaltet auch die Pflicht des Landes, den Kindern in der Zeit ihrer Anwesenheit in der Schule pädagogische Angebote zu unterbreiten und nicht nur aufzupassen, dass ihnen nichts passiert.

Die Landesregierung wird nachdrücklich zur Umkehr aufgefordert. Dem hemmungslosen Personalabbau bei den Pädagogischen Mitarbeiter*innen muss jetzt Einhalt geboten werden, wenn unser gutes Grundschulsystem nicht ruiniert werden soll. Der Preis für diese Fehlentwicklung wird um ein Vielfaches höher sein, als die Kosten für die notwendigen Neueinstellungen.“

Magdeburg, 16. August 2016