Die Lawine hält keiner mehr auf

Stefan Gebhardt
Stefan Gebhardt, LandesvorsitzenderAktuellPressePresserklärungen Landesverband

Zum 9. November 2019, dem Gedenktag an die Novemberpogrome vor 81 Jahren, erklärt Stefan Gebhardt, Landesvorsitzender DIE LINKE. Sachsen-Anhalt:

Es fällt schwer Worte zu finden, die beschreiben, was in den Novemberpogromen 1938 geschah. Heute vor 81 Jahren, in der Reichspogromnacht, waren es nicht nur Synagogen, Wohnungen und Geschäfte, die buchstäblich in Flammen aufgingen, es war auch unsere Menschlichkeit. Unsere jüdischen Mitbürger und Freunde wurden misshandelt, deportiert und ermordet und mit ihnen unsere Menschlichkeit. Und all dies war kein plötzliches Ereignis, sondern eine von Erich Kästner beschriebene Entwicklung: »Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten.«

Der 9. November stellt für uns nicht nur einen Tag der tiefsten Trauer dar, an dem wir den unzähligen Opfern gedenken, die die nationalsozialistische Herrschaft zu verantworten hat. Es ist nicht nur ein Tag, der uns vor Augen führt, zu welch abscheulichen Verbrechen Menschen fähig sind. Es ist auch ein Tag der Mahnung, der uns stets begleitet und verpflichtet nie wieder zuzulassen, dass Menschen diskriminiert, terrorisiert oder ausgegrenzt werden. Denn dies ist der Nährboden des Faschismus, der vor 81 Jahren aus Mitbürgern »Monster« machte.

Deshalb sagen wir, genau einen Monat nach dem feigen Anschlag in Halle: Nie wieder Faschismus. Und dennoch beobachten wir, wie in dieser Gesellschaft der Antisemitismus und die Menschenfeindlichkeit erneut Zulauf gewinnen. Erneut werden Menschen diskriminiert, terrorisiert und ausgegrenzt. Erneut sterben Menschen durch Faschisten. Statt mit den Mördern und Brandstiftern zu reden, gar zu verhandeln, müssen wir, uns unserer Vergangenheit und Verantwortung bewusst, diese Entwicklung stoppen und den rollenden Schneeball zertreten. »Denn die Lawine hält keiner mehr auf.«