20.12.2016 – ein „guter“ oder „schlechter“ Tag für Ballenstedt?

Dr. Ludwig Einicke

Es war der Tag, an dem die seit vorigem Jahr wegen Grunderneuerung gesperrte Landesstraße 75 von Ballenstedt nach Hoym wieder für den Verkehr freigegeben wurde. Und das in einer um ein halbes Jahr verkürzten sensationellen Zeit!

Geplant war die Fertigstellung für Mitte 2017. Es geschehen also doch noch Wunder. Oder hatte man bei der zeitlichen Planung schon großzügig gearbeitet?

Jedenfalls war diese vorfristige Planerfüllung wie auch die hervorragende Qualität der geleisteten Arbeit (wir werden sehen!) dann auch fast der Mittelpunkt der hochgelobten Fertigstellung der L 75.

Wir sind auf dieser neuen Straße dann am Ende schließlich zurück von Hoym nach Ballenstedt gefahren – es fährt sich tatsächlich schön auf ihr. Die Kritik zum nicht erfolgten Bau von Radwegen ist sehr berechtigt.

Falls einer der Leser fragen sollte, wieso die Rückfahrt mit PKW von Hoym nach Ballenstedt, hier die einfache Erklärung:  Man hatte die Freigabe-Zeremonie mit Politiker-Show beim Banddurchschneiden nicht nach Ballenstedt, sondern an den Ortsausgang Hoym in Richtung Ballenstedt gelegt. Und dann auch noch um 13:00 Uhr! Ahnten die Veranstalter etwa, dass sich die Eröffnung der L 75 für die Ballenstedter als nicht so rundum „guter“ Tag darstellen wird? Dass es in Ballenstedt seit Jahren eine „Bürgerinitiative Ortsumfahrung“ gibt, ist bekannt und dass diese sich am Ort der Eröffnung sichtbar zu Wort melden wird, war spätestens zu vermuten, seit unser Stadtratsmitglied Micha Punke in der Ratssitzung am 15.12. zu einer Aktion – nicht gegen die neue L 75 – für eine „Ortsumfahrung jetzt!“ aufrief. Unser Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, K.-H. Meyer spendete die Kosten für 500 in Postkartengröße gedruckte Aufrufe zur Teilnahme an der Veranstaltung.

Es waren tatsächlich mehrere Hände voll BürgerInnen mit den bekannten Transparenten gekommen, um dieser Forderung in Anwesenheit der Verkehrspolitik-Prominenz des Landes Ausdruck zu verleihen. Wir waren also nicht zu übersehen, wir wurden wahrgenommen, und in den Reden wurde „Verständnis für diese Forderung“ verkündet.

Das führte dann auch dazu, dass sich die Herren Minister Webel und Präsident des Landesstraßenbauamtes Langhammer zu einem kurzen, nein sehr kurzen Gespräch mit Micha Punke und uns bereiterklärten. Entgegen den eigenlöblichen Reden der Prominenz fühlten sich unsere „Einwürfe“ zu dem Thema an als kämen wir von einem anderen Stern. Das Äußerste, was den Verantwortlichen zu entlocken war, war die Aussage, dass man das schon im Blick hat und sicher irgendwann auch Realität wird. Es liegt in der Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums. Daran ändert auch der endlich vollzogene „Gesehen“-Vermerk nichts.

Natürlich begrüßen auch wir, wenn eine längst fällige Straßenerneuerung – egal wo immer – endlich Realität wird. Aber aus den offiziellen Reden war auch sehr deutlich herauszuhören, dass mit dieser neuen Straße ein „wichtiger Zubringer“ zur B 6 endlich seiner Bestimmung übergeben werden kann. Das heißt – wer zweifelt daran? - dass mit Sicherheit der Kraftverkehr, besonders Schwerlast-verkehr, auch auf der Durchgangsstraße B 185 durch Ballenstedt erheblich zunehmen wird. Die Notwendigkeit einer Ortsumfahrung wird damit um so dringender.

Es bleibt dabei:  Jetzt erst recht sind wirkungsvolle Aktionen für eine Ortsumfahrung wichtiger denn je.

Ich denke, damit wurde eine neue Etappe im Kampf um eine Ortsumfahrung eingeleitet – gemeinsam mit der Bürgerinitiative, deren Vorsitzenden Frau Gurke.

Wir werden auch über andere Zwischenschritte (z.B. 30-er Zone durch ganz Ballenstedt u.a.) nachdenken, weil wir nicht warten wollen, bis weitere Verkehrstote zu beklagen sind.